Tantramassage nicht für jeden:jede das Richtige.

“Menschen, die mit ihrem Körper, ihren Grenzen und Bedürfnissen wenig vertraut sind, sollten die Tantramassage nicht unbedingt als ersten Schritt in die intime Körperarbeit wählen.”

Die körperliche Selbstbestimmung und aktive Gestaltung der Sexualität hat einen sehr hohen Stellenwert in meiner Arbeit. Vor allem Frauen gehen beim Thema Sexualität und Berührung - meiner Erfahrung nach - viel zu oft Kompromisse ein und akzeptieren freudlose Ungenauigkeiten im körperlichen Kontakt aus Nettigkeit. Wie kommt das? Das Selbstbewusstsein, sich zum Zentrum der Begegnung zu machen, die eigenen Genussbedürfnisse wichtig zu nehmen, diese kennenzulernen und sich dafür eine Sprache anzueignen, lernen Frauen in ihrer Sozialisation nicht selbstverständlich.

Für mich als Gebende in der Tantramassage ist es eine herausfordernde Situation, wenn ich mir nicht sicher sein, dass mein Gegenüber mir Zeichen gibt, wenn etwas nicht in Ordnung ist, weh tut oder ähnliches. Ich möchte ja schließlich Gutes tun. Und natürlich habe ich nach so vielen Jahren Massage und Körperarbeit ein gutes Gespür, aber ich kann die Verantwortung für meine Klient:innen nicht übernehmen. Ich halte die Auseinandersetzung mit diesen Themen vor eine Tantramassage für eine wichtige Sache und ich ermutige jeden:jede dazu.

“Ich kann und möchte die Akzeptanz freudloser Ungenauigkeiten aus Nettigkeit innerhalb einer Tantramassage nicht fördern.”

Ich möchte Frauen ermutigen aus freudlosen Gewohnheiten auszubrechen. Mutig zu sein und den Körper und die Lust 100 Prozent zu sich zu nehmen. Genuss in das (Liebes)Leben einzuladen und mit nichts weniger als das zufrieden zu sein!

Ich unterstütze hierbei sehr gerne mit meinem körperbasierten Coaching Ansatz. Eine Tantramassage läuft ja schließlich nicht davon.

Für mich war in diesem Erkenntnisprozess Betty Martin mit ihrem Wheel of Consent und ihrer Weisheit als Bodyworkerin, Tantrica und Therapeutin ein absoluter Augenöffner und ließ mich die Tantramassage als “Allheil- und Entspannungmittel” zum ersten Mal kritisch hinterfragen. Sie hat mich dazu angeregt, das Thema Trauma und Körper in Zusammenhang mit dem Setting einer Tantramassage kritisch zu denken.

Ich habe hierbei festgestellt, dass das Setting einer Tantramassage nicht unbedingt das Beste Setting für traumatisierte Menschen ist, zumindest nicht im ersten Schritt. Und ja, sicher kommt es auch auf die Art des Traumas und den Umfang der Auswirkungen an. In jedem Fall, braucht es eine wissende Herangehensweise von Seiten der Masseur:in, eine andere Art der Vorbereitung und ggf. auch andere Absprachen für das Setting.

Tantramassagen die von nicht-geschulten Menschen gegeben werden, können bei traumatisierten Menschen im schlimmsten Fall zu Retraumatisierungen führen und zwar dadurch, dass das Wissen über traumabedingte Verhaltens- und Reaktionsweisen und der Umgang damit fehlen.

Meinen Klient:innen sollen immer die bestmöglichste und passendste Begleitung erfahren. Das kann auch bedeuten, dass ich diese Person nicht bin, ich aber dabei unterstütze diese zu finden.